Christina Schmid
Konzeption und Gestaltung

Barfuß

Statt in Frankreich in der Ruhe rings ums Schloss liege ich im halbrunden Park vor unserer Tür, umkurvt von Autos, die gerade sicherer sind als öffentliche Verkehrsmittel. Mittagsmüde liege ich im Gras und schaue zu den letzten nackten Ästen vor Blau. Kein Gedanke folgt dem vorherigen, jeder strebt in eine andere Richtung, wie diese Zweige über mir. Meine Haut kribbelt wie jeden April. Besser gleich wieder rein in die pollenfreie Zone, doch kurz Abstand tut gut. Die letzten Tage mochte ich dich nicht. Auch von der Begeisterung für meine Muse ist nicht mehr viel zu spüren, seit wir jeden Abend telefonieren. Inspiriert hat mich wohl doch das Zappeln, das Warten auf seine seltenen und dadurch kostbaren Zeichen.

Jede Bank im Park ist besetzt von ein oder zwei Personen. Ein Vater rennt mit seiner Tochter barfuß durchs Gras. Wie lange ist es her, seit ich barfuß draußen war? Einmal im Winter beim Spaziergang mit dir, ich wollte was spüren. Spitze Steine und kalter Matsch zwischen den Zehen.

Zwei junge Mamas mit Picknickdecke lassen sich neben mir nieder. Das Baby trägt einen riesigen Hut mit Blümchen, darunter runde Backen. Es will aufstehen, braucht eine Hand, dann steht’s und wackelt mit dem gut gepolsterten Po. Samt Decke wird es über die Wiese gezogen, der Sonne hinterher. Krabbelspaziergang durch Gänseblümchen und Löwenzahn Richtung lila Blütenteppich.

Eine Haarsträhne im Wind, ihr Schatten in meinem Buch, die Strähne schreibt mit, der Wind will mir was sagen. Keine zweihundert Meter von deinem Homeoffice entfernt, da liebe ich dich wieder sehr. Du nimmst es leicht, alles. Du vertraust, dem Leben und uns.