Christina Schmid
Konzeption und Gestaltung

Entweder oder beides

Vor dem Schreiben war das Malen. Mir und allen war klar: Ich werde Künstlerin! Mit dem Lesen und Schreiben begann ein Tauziehen zwischen Pinsel und Füller. Ich werde Schriftstellerin! Oder Journalistin! Aber was ist dann mit dem Visuellen? Also Kommunikationsdesign. Farbe und Pinsel waren mein Ventil, bis das herbeigesehnte Designstudium so viele Regeln in meinem Kopf platzierte, dass heute kein unbegründeter Strich mehr möglich ist. Was, wenn bald auch kein Text, kein Satz, kein Wort mehr richtig scheint? Hat jedes Studium den Verlust seiner Ausdrucksmittel zur Folge? Tötet Theorie die Praxis? Dabei dient mir doch das Schreiben als produktives Beruhigungsmittel, wenn Angst, Wut und Leere mich unter sich begraben. Ich schreibe gegen sie an, ich fange sie ein und banne sie in abstrakte Texte, um sie von mir und mich von ihnen zu lösen. Anonyme Blicke zwischen die Zeilen dieser Texte verändern und prägen mein Schreiben im Netz.

Wenn es ernst wird, wissenschaftlich oder so, ist keine eurer Schwammigkeiten vor mir sicher, ob visuell oder sprachlich: ich will erklären, veranschaulichen, präzisieren, verdichten, aufräumen. Ich liebe es zu redigieren, zu korrigieren und zu verbessern, in freiwilliger Freiheit auch nachts. Nur wenn einer sagt, das muss so und soll anders und die Zeit läuft aus, dann entstehen abgehackte Sätze einer roboterhaften Dienstleisterin. Da behält das letzte Wort der Diplomingenieur, der sach- und fachkundig an seinen bestehenden technisch-konstruktiven Wortkonstrukten hängt. Die ganze Welt schreibt sich ihren unvermittelbaren Fachwortschatz auf die Visitenkarte, die kein Kindergartenmädchen versteht. So nicht! Ich werde Kommunikationsdesignerin mit der Vertiefung publizieren und vermitteln!