Christina Schmid
Konzeption und Gestaltung

Schmetterling

Richards runder Geburtstag, nur wenige Häuser entfernt, eine andere Welt. Da steht er wieder, dieser Typ von vor acht Jahren, und schaut mich an, als würden wir uns kennen, als wüsste er, was hätte sein können, wer ich hätte sein können. Als ich ihn neben Richard sehe, weiß ich, dass er seinen Sohn ist. Ich kann nicht aufhören ihn anzuschauen und den Gesprächen kaum folgen. Ein kleiner Schmetterling flattert durch meinen Bauch. Ich sage ihm: Wir haben getanzt, vor acht Jahren, ich habe dich geküsst und bin dann weg, eigentlich nur kurz und dann doch heim, mit einem Anderen. Das ist mir öfter passiert, meint er lachend. Und Richard später: Er hat lange geschaut. Und ich? Suchversuche, Chaosjahre. Wenn Erinnerungen an diese Zeit wach werden, treffe ich eine andere Version von mir. So viele Möglichkeiten, mögliche Leben. Und nun also verheiratet.

Wieviel Offenheit ist mit dir wirklich möglich? Im Traum fühle ich mich von dir beobachtet. Ich empfinde deinen Blick als einengend, sobald ich nicht in dein Bild von mir passen will oder wenn ich mich erzählend neu erfinde. Wenn ich dieses Leuchten in meinen Augen habe und dieses offene neugierige Lachen im Gesicht, wenn mein Körper durch die Räume schwebt und ich wahrgenommen werde, von dir gehalten und doch frei.

Ich möchte ihn wiedersehen. Meine Gedanken wollen das. Vielleicht reicht auch das. Wieso habe ich seiner Freundin meine Karte gegeben und nicht ihm? Der Abend verging zu schnell, vor lauter Familie trauten wir uns nicht. Lass sie uns zusammen kennenlernen, vielleicht melden sie sich.