Christina Schmid
Konzeption und Gestaltung

Haifischbecken

Im Traum vermisse ich meine Kamera und sehe sie zufällig in einem Film über Haie unter Wasser. Jochen hat den Film gedreht. Am Telefon ist er kurz angebunden, er muss los. Am nächsten Tag wieder. Ich gehe trotzdem zu seinem Atelier unterm Dach einer alten Fabrik, das nur über eine Außentreppe erreichbar ist. Dort arbeiten auch andere Künstler, am Eingang stolpere ich fast über frisch glasierte Tonschalen. Jochen muss wieder los und wimmelt mich ab, dafür treffe ich Britta, die nicht weiß, wie es weitergehen soll. Ständig erhält sie Briefe von jüngeren Versionen ihrer selbst. Der neuste fordert sie auf, einem Abendessen in ihrem alten Kinderzimmer beizuwohnen. Sie war seit Jahren nicht dort und hat etwas Angst, also begleite ich sie. Auf dem Weg dorthin treffen wir die kleine Britta und weitere – alle plappern durcheinander. Die zwölfjährige beste Freundin sitzt apathisch am Tisch, als wüsste sie schon vom Streit, der viele Jahre später zur Auflösung des gemeinsamen Unternehmens führt. Alle reden auf die ältere Britta ein, stellen bohrende Fragen, wollen verstehen, wo das alles hinführen soll. Sie fragt zurück, wie es überhaupt soweit kommen konnte. Vergessen wäre besser.

Mit jedem Geräusch reißt du Fetzen aus dem Traum, der mich noch nicht gehen lassen will. Meine Kamera ist noch immer dort und ich kann doch Britta nicht alleine lassen zwischen all den Blondinen. Schlimmer als Schwestern, man selbst. Anklagend, vorwurfsvoll, verständnislos, ungeduldig. Netter zu sich selbst sein, das wär doch mal gut.