Christina Schmid
Konzeption und Gestaltung

Kuchen

Im Traum ein Mord oder Selbstmord. Ich habe damit zu tun, weiß aber nicht, was passiert ist. Ich irre durch die Universität auf der Suche nach Spuren, die ich verwischen will. Eine Trauerrede im Hörsaal, nur Männer in schwarzen Anzügen, daneben ein Theaterstück von Studierenden. Als Kulisse steht da ein Lastwagen, ich setze mich ins Fahrerhaus und verfolge die Handlung, als könnte sie mir sagen, was passiert ist. Auf meinem Bauch entdecke ich Fußnoten, zu jedem Leberfleck eine. Du setzt dich zu mir auf den Fahrersitz und schaukelst, bis die Kulisse wackelt und die Karosserie nach vorne wegklappt. Wir sitzen im Rampenlicht, die Schauspieler spielen einfach weiter. Ich will nicht gesehen werden, flüchte in unsere Wohnung – sie ist winzig und von dunklen Tüchern verhangen. Muffige Geheimnisse liegen in der Luft, die Nachbarin heult, stürzt die Treppe hinab, du gehst und schaust nach ihr. Bei mir sind Steffis Kinder, auf die ich aufpassen soll, auch Amelie und Vincent. Alle wollen meine Aufmerksamkeit, doch ich fühle mich verfolgt. Die Kinder haben Hunger, da fällt mir ein: Es gibt eine Kantine, die gratis die Reste eines Luxushotels anbietet. Man soll anfangs zumindest vorgeben, Spenden zu wollen. Es gibt Berge an Kuchen, Törtchen und Waffeln, aber nur noch winzige Teller. Ich lade mir meinen so voll, dass ich ihn kaum tragen kann. Auf dem Weg vom Buffet zu den Tischen verliere ich einen Brownie, einen Käse-Kirschkuchen und eine vor Zucker triefende belgische Waffel. Der ganze Boden liegt voller Kuchen, mein Teller ist leer. Ich gehe zurück zum Buffet und finde nur neue Kuchen: Rhabarber mit Baiser-Bergen, verbrannte Reste. Auch die schlage ich mir auf den Teller und verliere sie auf dem Weg zum Tisch, an dem die Kinder sitzen, mit großen Augen und knurrenden Bäuchen. Das unfreundliche Personal (wie die Kuchen aus dem Hotel aussortiert) schaut mich vorwurfsvoll an, liest die Kuchen vom Boden auf und stellt sie zurück ans Buffet. Ein Anschein von Schlaraffenland, die Behauptung von Großzügigkeit, aber am Ende doch nur leere Teller und ein verklebter, krümeliger Boden. Und eben ein Mord, an den ich mich nicht erinnern kann.