Christina Schmid
Konzeption und Gestaltung

Rutschbahn

Im Traum treffe ich Christian, nach Jahren zum ersten Mal. Er tippt mir auf die Schulter und wir gehen ein Stück zusammen über den Campus seiner neuen Uni. Er sieht aus wie damals, halblange rote Haare, kein Bart. An einer Ecke bleibt er stehen, um sein Rad aufzuschließen, daneben hängt ein Plakat mit seinem Kopf und eine Einladung, die direkt auf sein Gesicht geheftet ist. Ich erinnere mich: Von hier aus hat er mir ein Foto geschickt, das ist sein Platz. Er steigt auf sein Rad, fährt einen kunstvollen Bogen nach unten, ich sehe ihm von einer Art Balkon aus zu. Er deutet auf einen Treppenturm, den ich nehmen soll, wir treffen uns wohl unten. Der Turm ist höher als gedacht, und es gibt zwar Stufen, doch die sind so steil, dass ich schon beim Hinschauen Höhenangst bekomme. Eine Frau, von ihren Freunden angefeuert, klettert vorsichtig hinunter und flucht leise vor sich hin. Ich sehe eine blaue Rutsche, die auch nach unten führt. Allerdings gibt es so viele Kurven und Abzweigungen, dass ich nicht weiß, ob ich noch richtig bin. Ich lande auf einer Zwischenebene und krabble weiter auf ein Förderband. Das war falsch: Hinter mir hupen zwei Kinder in Einsitzern, kurz darauf die Eltern in einem Zweisitzer. Wohl auch Touristen aus Deutschland, sie sind ebenso ratlos wie ich, wohin dieses Band führt und wo ich aussteigen könnte. Es befördert mich immer weiter weg von Christian. Dabei wollte ich das bunte Treppen- und Rutschengeflecht doch unbedingt noch für dich fotografieren! Sicher gibt es davon schon tausend Bilder im Internet, hatte ich vorhin gedacht. Jetzt da ich wach bin, bedaure ich, dass ich im Traum nicht fotografieren kann.